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Emmet Fox: Das Mentale Äquivalent

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Titel und Inhalt

Dieses Büchlein ist der Bestandteil zweier Vorträge, die Emmet Fox in der Unity School of Christianity, Kansas City, Mo., gehalten hat.

Aus dem Englischen übersetzt von Johanna Kumpel

Unity School of Christianity Kansas City 6, Mo. 1948

Dieses Büchlein wird veröffentlicht durch die Unity School of Christianity, eine Organisation, die keiner bestimmten Sekte angehört, und deren Aufgabe es ist, den Beweis zu liefern, dass Jesus Christus Lehren eine praktische Lebensart für jeden Tag der Woche bilden. Unity ist mehr ein Wegweiser als eine Religion, und Unity School kann jedem helfen — ganz gleich welchen Glaubens — Gesundheit, Frieden, Frohsinn und Fülle durch tägliche Anwendung der Christlichen Grundlehren zu finden.

Im Falle Sie mehr über das Werk von Unity erfahren wollen, oder wenn Sie die Notwendigkeit der Unity Gebete fühlen, um ein Problem zu lösen, benachrichtigen Sie uns. Dieses verpflichtet Sie zu nichts, und Ihre Anfrage erhält eine prompte und zuverlässige Antwort.

UNITY SCHOOL OF CHRISTIANITY 917 Tracy, Kansas City 6, Missouri United States of America PR1NTED U.S-A. MB1-G.5M-2-48

Einführung

WIR SIND alle in eines äusserst interessiert. Eine Sache bedeutet uns mehr als alles andere in der Welt zusammengenommen, und das eine ist unsere Suche nach Gott und das Verstehen seiner Natur. Der Zweck der metaphysischen Bewegung ist, die Ausübung der Gegenwart Gottes zu lehren.

Wir üben die Gegenwart Gottes aus, indem wir Gott überall sehen, in allen Dingen und in allen Menschen, trotz irgendwelchem gegensätzlichen Anschein. Wenn wir mit den leiblichen Augen in der Welt umherschauen, sehen wir Zwietracht, Furcht und alle möglichen Schwierigkeiten; aber unser Führer Jesus Christus lehrte uns, indem er sagte: „Richtet nicht nach dem Ansehen, sondern richtet ein rechtes Gericht." Wenn wir daher das „Ansehen" von Übel sehen, dann sehen wir hindurch zu der Wahrheit, die dahinter liegt. Sobald wir diese Wahrheit sehen und sie geistig sehen, ändert sich das „Ansehen," weil dies eine geistige Welt ist. Die meisten Menschen wissen dies nicht; sie denken, dies ist eine materielle Welt, und daher hat die Menschheit so viele Probleme. Nach neunzehn Jahrhunderten formeller Christenheit geht die Welt durch verzweifelte Schwierigkeiten hindurch. Aber wir kennen die Wahrheit; wir richten nicht nach dem „Ansehen." Wir wissen, dass wir in einer geistigen Welt leben, und dieses Wissen ist der Lebensschlüssel. Wenn man einem Kind nur ein Ding lehren könnte, dann sollte man ihm lehren, dass dies eine geistige Welt ist. Ich würde alles andere gehen lassen und ihm nur das lehren.

Was immer in dein Leben intritt, ist nur die materielle Verwirklichung irgendeiner Annahme in deinem eignen Verstand. Die Beschaffenheit deines Körpers, die Beschaffenheit deines Heims, die Art deiner Arbeit und die Sorte Menschen, die du triffst, sind alle durch deine geistigen Vorstellungen hervorgebracht und entsprechen diesen. Die Bibel lehrt dies von Anfang bis zu Ende. Ich setze es in die Sprache der Metaphysik oder Wesenlehre; die Bibel bringt es in der Sprache der Religion, aber es ist dieselbe Wahrheit.

Vor ungefähr zwanzig Jahren münzte ich die Phrase „mentales Äquivalent" (geistiger Gegenwert). Und jetzt möchte ich sagen, dass für irgendetwas, das du in deinem Leben haben möchtest — einen gesunden Körper, einen befriedigenden Beruf, Freunde, Gelegenheiten und vor allem das Verstehen Gottes — du ein mentales Äquivalent hervorbringen musst. Versorge dich mit einem mentalen Äquivalent, und das Gewünschte muss zu dir kommen. Ohne ein mentales Äquivalent kann es nicht kommen. Nun zu den Dingen in deinem Leben, die du gern los sein möchtest (jeder hat solche Dinge in seinem Leben) . Körperliche Schwierigkeiten oder Charakterfehler sind vielleicht die wichtigsten. Wir alle haben Gewohnheiten in Gedanken oder in der Tat, und wir alle haben Geschäfts-, Familien- und persönliche Verhältnisse, die wir gern los sein möchten. Wenn wir unser Bewusstsein von derem mentalen Äquivalent reinigen, dann müssen sie verschwinden.

Alles, was du in der materiellen Welt siehst oder fühlst, sei es dein Körper, dein Heim, dein Geschäft oder deine Stadt, ist nur die Verwirklichung eines von dir vor Augen gehaltenen mentalen Äquivalents. Alles in deiner Stadt ist die Verkörperung mentaler Äquivalente, die sich die Bürger vor Augen halten. Alles in deinem Land ist die Verkörperung der mentalen Äquivalente, die sich die Bürger desselben vor Augen halten, und der Zustand der Welt verkörpert das mentale Äquivalent der zwei Milliarden Menschen, die die Welt ausfüllen.

Wie ist es nun mit dem Krieg? Er ist der physische Ausdruck eines von der menschlichen Rasse sich vor Augen gehaltenen mentalen Äquivalents. Die menschliche Rasse glaubte in das alte Märchen von der Furcht. Sie glaubte, dass man sich bereichern kann, indem man etwas nimmt, das einem anderen gehört. Sie glaubte an den Tod. Sie glaubte an Mangel. Sie glaubte, dass Angriff sich lohnt und dass es ein gutes Prinzip ist, sich zu dem Besitz anderer zu verhelfen. Wir alle glaubten dies zu einem gewissen Grade. Das natürliche Resultat davon war, im Äusseren ein Bild von Krieg, Tod, Leiden u. s. w. hervorzurufen. Weil die Menschheit das mentale Äquivalent von Krieg besass, kam der Krieg.

Heute ist die Welt im Begriff, das mentale Äquivalent von Frieden herzustellen, und deshalb wird auch Frieden kommen. Eine neue Welt wird erstehen. Es wird sich lohnen, in dieser neuen Welt zu wohnen. In dieser grossartigen neuen Welt, die etwas später kommen wird—und sie wird eher kommen, als manche Menschen denken — wird Frieden, Harmonie und Verstehen zwischen Mensch und Mensch und zwischen Nation und Nation herrschen; aber was man im Äusseren sieht, ist immer die Verwirklichung eines mentalen Äquivalents auf der physischen Sphäre, das von einem oder mehr Menschen sich vor Augen gehalten wird.

Natürlich habe ich den Ausdruck „mentales Äquivalent" von der Physik und Chemie geborgt. Man spricht z.B. von dem mechanischen Äquivalent der Hitze, und Ingenieure müssen dauernd das Äquivalent irgendeiner Art Energie in eine andere ausarbeiten. Sie müssen feststellen, wieviel Elektrizität sie brauchen, um gewisse mechanische Arbeit zu tun, wie z. B. einen Kompressor zu treiben. Sie müssen herausfinden, wieviel Kohle gebraucht wird, um so viel Elektrizität zu erzeugen u. s. w. In gleicher Weise gibt es ein mentales Äquivalent für jeden Gegenstand oder jedes Geschehnis auf der physischen Sphäre.

Das Geheimnis eines erfolgreichen Lebens besteht darin, das mentale Äquivalent aufzubauen, das man haben möchte, und dasjenige loszuwerden und zu entfernen, das man nicht haben möchte.

Angenommen man hat Rheumatismus. Ich habe Freunde in London, die ihn immer haben; Rheumatismus wurde in der Tat die britische Nationalkrankheit genannt. Manche Leute haben ihn dort von Oktober bis März, andere haben ihn nur bis Weihnachten, wieder andere bekommen ihn nicht vor Weihnachten und haben ihn dann bis Februar. Warum muss von zwei Menschen, die in derselben Stadt wohnen, dieselbe Arbeit tun, dieselben Nahrungsmittel essen, dasselbe Wasser trinken, einer von Oktober bis Februar Rheumatismus haben und der andere bekommt ihn entweder gar nicht oder zu einer anderen Zeit. Warum? Weil sie das mentale Äquivalent für das, was sie bekommen, hergestellt haben. Warum ist ein zänkischer Mensch immer in Schwierigkeiten? Er macht New York zu heiss für sich, daher geht er nach Chicago. Er denkt, es wird ihm in Chicago gefallen, aber sehr bald hat er Feinde in Chicago, daher geht er nach Kansas City. Er hat gehört, dass es dort nette Menschen gibt. Aber bald ist er wieder in Schwierigkeiten. Warum? Weil er eine sogenannte zänkische Veranlagung hat. Er hat das mentale Äquivalent für Zank.

Ein anderer Mann bringt Frieden mit sich, wo immer er hingeht. Besucht er eine zänkische Familie, dann herrscht Friede dort, solange er da ist. Er hat das mentale Äquivalent des Friedens und wahrer göttlicher Liebe.

Der Lebensschlüssel besteht also darin, in den mentalen Äquivalenten das aufzubauen, was du haben möchtest und die mentalen Äquivalente dessen auszulöschen, was du nicht haben willst. Wie macht man das ? Man baut in den mentalen Äquivalenten auf, indem man ruhig, andauernd und beständig daran denkt, was man haben möchte. Dieses Denken muss zwei Eigenschaften haben: Klarheit oder Entschiedenheit und Interesse. Wenn du etwas in dein Leben hineinbauen willst—wenn du Gesundheit, richtige Tätigkeit, deinen wahren Platz, Inspiration und gute Kameradschaft hervorbringen möchtest und vor allem, wenn du Gott verstehen möchtest —dann bilde ein mentales Äquivalent dessen, was du wünschst, indem du sehr viel daran denkst, indem du klar und mit Interesse daran denkst. Bedenke, Klarheit und Interesse sind die beiden Pole.

Universale Polarität

Das Gesetz der Polarität ist natürlich ein kosmisches Gesetz. Jedes Ding wird von zwei anderen Dingen hergestellt. Irgendetwas, das je irgendwo im Weltall hergestellt wird, wird von zwei anderen Dingen hergestellt. Das ist das Gesetz der Polarität. In der organischen Welt sehen wir es als Elternschaft. In der unorganischen Welt, der Welt von Physik und Chemie, sehen wir es als Protonen und Elektronen. So ist die materielle Welt aufgebaut; es sind immer zwei Dinge nötig, um ein drittes hervorzubringen. Das ist die wirkliche, endgültige Bedeutung der Dreifaltigkeit.

Es gab Dreifaltigkeitslehren vor der Zeit Christi. Man hatte Dreifaltigkeiten im alten Ägypten und Indien und in Chaldäa und Baby-lonien. Überall ist die Dreifaltigkeit: Vater, Mutter, Kind; Tätigkeit, Material, Produktion. Wohin man auch immer gehen mag, wo man auch immer suchen will, findet man die Dreifaltigkeit.

Im Gedankenaufbau sind die beiden Pole Gedankenklarheit und Gefühlswärme; Kenntnis und Gefühl. In neunundneunzig von hundert Fällen ist der Grund, warum metaphysische Studenten nicht demonstrieren, der Mangel an Gefühl in ihren „Behandlungen." Sie sprechen wohl die Wahrheit, o ja! „Ich bin göttlicher Geist. Ich bin eins mit Gott." Aber sie fühlen es nicht. Der zweite Pol fehlt. Wenn sie über ihre Schwierigkeiten reden, sind sie voller Gefühl, aber wenn sie von der Wahrheit reden, sind sie beinahe so kalt wie ein toter Fisch; und ich kann mir nichts Kälteres vorstellen als einen toten Fisch, es sei denn ein Metaphysiker, der seinen Kontakt mit Gott verloren hat. Sie sagen, „Ich bin göttlicher Geist," und sagen es ohne Gefühl; aber wenn sie sagen, „Ich habe einen furchtbaren Schmerz," dann ist es mit Gefühl geladen, und so bekommen sie den Schmerz und behalten sie den Schmerz.

Ein Mann ist ausser Arbeit und sagt: „Gott ist meine unendliche Versorgung. Der Mensch ist immer an seinem wahren Platz." Es wird mechanisch ohne Gefühl gesagt. Aber wenn ihn jemand fragt, ob er Arbeit gefunden hat, dann sagt er: „Ich war zwei Jahre ausser Arbeit. Ich schrieb Briefe. Ich habe mich hinter diese Stelle hergemacht, aber man war voreingenommen gegen mich. Sie wollten mir keine Chance geben." Sobald er auf die negative Seite übergeht, kommt Gefühl dazu, und er demonstriert entsprechend: er bleibt arbeitslos. Klar und mit Gefühl denken führt zur Demonstration, weil man dann ein mentales Äquivalent aufgebaut hat.

Denk an die Verhältnisse, die du hervorbringen willst. Wenn du gern gesund, glücklich und wohlhabend sein möchtest, konstruktive Arbeit tun und ein ununterbrochenes Verstehen Gottes haben willst, dann stellst du dir das nicht notwendigerweise vor, sondern du denkst es, fühlst es und interessierst dich dafür. Was wir „Gefühl" nennen in Verbindung mit Denken, ist wirklich Interesse. Gefühl meint nicht Aufregung. Hast du jemals gehört, dass irgendetwas von Aufregung kommt, es sei denn Apoplexie? Wahres „Gefühl" im Denken ist Interesse.

Niemand kann mir einen Mann (oder eine Frau) nennen, der erfolgreich in seinem Feld ist —vom Präsidenten zum Schuhputzer—und nicht in seine Arbeit interessiert ist, noch kann mir jemand einen Mann zeigen, der mit Leib und Seele bei seiner Arbeit ist und keinen Erfolg hat. Der erfolgreichste Schuhputzer hier am Ort ist in seine Arbeit höchst interessiert. Er ist mit Leib und Seele dabei. Er ist ein Negerjunge, und seine Arbeit macht ihm Spass. Er tat seine Arbeit so gut, dass ich ihm ein besonderes Trinkgeld gab, als er mit dem Polieren meiner Schuhe fertig war, aber kein Geld könnte ihn wirklich für seine Arbeit, bezahlen. Er amüsierte sich so sehr bei der Arbeit, er hatte sie so gern, dass ich ihn in Wirklichkeit nicht bezahlt habe. Er bezahlte sich selbst. Es machte ihm Freude. Und er hatte eine Reihe Leute, die auf ihn warteten.

Man baut ein mentales Äquivalent für das auf, was man sich wünscht, indem man sich dafür interessiert. Auf diese Weise bringt man Gefühl hervor. Wenn du Gesundheit haben willst, interessiere dich für Gesundheit. Wenn du deinen rechten Platz haben willst, interessiere dich für Dienst, indem du etwas tust, das wirklich deinem Mitmenschen dient.

Der Grund, warum Leute geschäftlich nicht vorankommen, ist der, dass sie versuchen, Pläne auszudenken, um das Geld ihrer Mitmenschen zu bekommen, anstatt Gelegenheiten zum Dienst auszudenken. Der erfolgreiche Mann interessiert sich für das, was er gern tut, und wird die Dinge los, in die er nicht interessiert ist. Wie kann man die falschen mentalen Äquivalente auslöschen? Angenommen du hast ein mentales Äquivalent von Verdruss, Arbeitslosigkeit oder Kritisierung oder des Nichtverstehens Gottes. Wenn jemand von Gott spricht, interessiert es dich nicht sehr, du wirst schläfrig oder langweilst dich. Vielleicht kommst du nicht mit anderen Menschen aus— nicht dass du dich mit ihnen streitest, sondern sie streiten sich mit dir—der Streit ist da! Was ist da zu tun?

Die einzige Art und Weise, ein falsches mentales Äquivalent auszulöschen, ist das Entgegengesetzte hervorzubringen. Denke das Rechte. Der rechte Gedanke löscht automatisch den verkehrten Gedanken aus. Wenn du sagst: „Ich werde nicht mehr an Verdruss denken. Ich glaube nicht daran. Es bedeutet nichts. Ich werde nicht mehr daran denken," an was anderes denkst du als an Verdruss? Du denkst noch immer an Verdruss und stärkst das mentale Äquivalent von Verdruss. Vergiss es! Denke an Gesundheit und körperliches Wohlbefinden und Frieden und Harmonie, und sprich das Wort dafür. Dann bildest du ein mentales Äquivalent von Gesundheit auf. Wenn du deinen wahren Platz haben möchtest, wenn dein Problem Arbeitslosigkeit, keine Anstellung, die verkehrte Position oder eine Position ist, die dir nicht gefällt, und du sagst, „Ich werde nicht mehr an Arbeitslosigkeit denken," so ist das verkehrt. Das bedeutet, an „Arbeitslosigkeit" denken, tut es nicht? Denke an den „wahren Platz."

Wenn ich dir sage, „Denke nicht an die Freiheitsstatue in New York," dann weisst du, woran du denkst. Du denkst an nichts anderes als die Freiheitsstatue. Da ist sie, vollständig mit Fackel in der Hand! Ich sagte, „Denk nicht an sie," aber du tust es doch. Nun werde ich sagen, dass ich vor einiger Zeit in der Nähe von Springfield, Illinois, eine vollkommene Wiedergabe des Dorfes New Salem besucht habe, so wie es zu Abraham Lincolns Zeiten war. Sogar die Blockhütte ist so möbliert, wie sie zu seinen Lebzeiten war. Die National Park Commission hat das alles geschickt gemacht.

Jetzt hast du die Freiheitsstatue für einige Sekunden vergessen, nicht wahr? Du hast an New Salem gedacht. Ich gab dir einen anderen Gedanken. Das ist der Schlüssel zur Leitung deines Bewusstseins, zur Leitung deines Denkens, und daher ist es der Schlüssel zur Leitung deines Schicksals.

Verweile nicht bei negativen Dingen, sondern ersetze sie, verdränge sie mit richtigen, konstruktiven Dingen. Das Gesetz des Verstandes ist, dass man einen Gedanken nur dadurch loswerden kann, dass man ihn durch einen anderen ersetzt. Wenn ein Schreiner einen Nagel in eine hölzerne Wand oder einen Balken schlägt, dann ist er darin. Wenn er nun einen zweiten Nagel nimmt und ihn gegen den ersten treibt, dann wird der erste hinausgetrieben und fällt auf den Boden, und der zweite nimmt den Platz des ersten ein. Dasselbe geht im Verstand vor sich, wenn man ein Gedankenbild für ein anderes ersetzt. Für alles im Leben muss ein mentales Äquivalent da sein.

Wenn du noch heute beginnen willst und dich weigerst, an deine Fehler zu denken—und das schliesst natürlich auch die Fehler anderer Menschen ein—wenn du aufhören willst, an Fehler zu denken, und statt dessen dir die richtigen Begriffe vor Augen halst, an Furcht zu denken, und statt dessen an göttliche Liebe denkst, an Mangel zu denken, und statt dessen an Wohlstand und die Gegenwart des göttlichen Reichtums denkst; und wenn du dann so klar wie möglich denkst und dich dafür interessierst, so wirst du ein mentales Äquivalent von Glück und Wohlstand aufbauen.

Wenn dein Gedanke sehr unstet ist, dann baust du kein mentales Äquivalent auf. Wenn es deinem Gedanken an Interesse mangelt, dann baust du kein mentales Äquivalent auf. Mache daher deine Gedanken so klar und entschieden wie möglich. Strenge dich nie an. Sobald du anfängst, dich anzustrengen, indem du die Geballte-Faust-Einstellung einnimmst und sagst, „Ich bekomme, was ich will; ich bekomme es und wenn es mich umbringt," hört aller mentaler Aufbau auf.

Es ist uns allen gesagt worden, zu entspannen. Ich habe gesehen, wie Leute sich straff machten, sobald ihnen gesagt wurde, sie sollten sich entspannen. Sie wollten sich entspannen, selbst wenn es sie umbrächte; und natürlich verpassten sie den ganzen Zweck.

Mach dir den Gedanken über das, was du haben möchtest, so klar wie möglich. Sei entschieden, aber nicht zu genau.

Wenn du in einer Stadtwohnung wohnst und sagst: „Ich möchte ein Haus auf dem Lande oder in der Vorstadt haben, und ich möchte eine Veranda und einen grossen Garten mit Bäumen und Blumen haben," so ist das in Ordnung. Aber sag nicht: „Ich muss ein ganz gewisses Haus haben, das in der Bachstrasse Nr. 257 oder das in der Kaiser-Allee Nr. 21.

Angenommen du gehst einkaufen. Dann solltest du wissen, was du einzukaufen hast. Du solltest eine bestimmte Idee haben. Wenn du sagst, „Ich will etwas, aber ich weiss nicht was—ich überlasse es Gott"; wenn du sagst, „Ich will ein Geschäft, es kann ein Gut sein oder ein Laden—ich werde es dem göttlichen Gemüt überlassen," dann bist du närrisch. Für was bist du hier? Du musst gewisse Wünsche und Verlangen haben, weil du hier Gott vertrittst. Daher musst du sagen: „Ja, ich will einen Laden haben, und ich weiss auch, was für einen Laden ich will."

Ich kenne eine Frau, die ein Hutgeschäft demonstrierte. Sie hatte kein Kapital, aber sie wollte sich geschäftlich selbständig machen. Sie wollte einen Hutladen haben. Es macht ihr Freude, Hüte zu machen. Sie hat die natürliche Veranlagung dafür. Sie kann Hüte machen, die an den unansehnlichsten Leuten gut aussehen; und das ist die Kunst der Hutmacherei, ist es nicht? Sie war eine gute Geschäftsfrau, deshalb baute sie das mentale Äquivalent von einem Hutladen auf. Sie sagte nicht: „Ich muss in einem gewissen Block in einer gewissen Strasse sein." Sie sagte nicht: „Ich bekomme einen Hutladen und wenn es mich umbringt" oder "Ich bekomme einen Hutladen, und ich will Johanna Schmidts Hutladen haben." Sie baute ein definitives mentales Äquivalent auf, und das ist das Richtige. Wenn du sagst, „Ich will einen starken, gesunden Körper haben," und baust das mentale Äquivalent dafür auf, indem du dauernd von deinem Körper als vollkommen denkst, so ist das gut. Denk nicht sehr viel an Einzelheiten. Sag nicht: „Vor allem werde ich erst meine Zähne durch rechtes Denken in Ordnung bringen und meinen kahlen Kopf lasse ich warten" oder „Vielleicht sollte ich meinen kahlen Kopf erst in Ordnung bringen, weil meine Zähne warten können." Was verkehrt ist, sind die Einzelheiten. Das Übel des Vereinzelen liegt darin, dass man in kleine Einzelheiten geht und dass man sagt: „Ich will es zu meiner Zeit und auf meine Weise haben, ob Gott es will oder nicht." Abgesehen davon (von dem Zu-sehr-in-kleine-Einzelheiten-gehen) musst du definitive Ideen haben.

Strenge dich nicht an, deine Ideen klar zu bekommen. Sie werden am zweiten oder am zweiundfünfzigsten Tag klarer sein. Wenn du ein Fernglas hast und dir etwas ansiehst und den Fokus klarer haben willst, dann drehst du das Rad langsam, bis der Fokus klar ist.

Dein mentales Äquivalent zu bekommen, mag dich eine Woche oder einen Monat oder ein Jahr nehmen. Lade es mit Interesse, wie eine elektrische Ladung, sonst ist es tot. Liebe ist der einzige Weg. Du kannst nicht in ein Ding interessiert sein, wenn du es nicht liebst. Wenn du es liebst, dann ist es mit Interesse angefüllt, ist es mit Energie und Leben angefüllt, und es wird in der äusseren Welt sich verwirklichen.

Ich kenne eine interessante Geschichte von Napoleon. Er dachte, eine grosse Nase sei ein Zeichen eines starken Charakters. Er sagte, „Gib mir einen Mann mit einer Menge Nase." Wenn jemand zu ihm kam und sagte, dass ein gewisser Offizier befördert werden sollte, dann sagte er: „Hat er eine Menge Nase? Gib mir einen Mann mit einer grossen Nase." Wenn ein Offizier getötet wurde, ersetzte er ihn durch jemanden mit einer grossen Nase. Du weisst, was eintrat. Das Gesetz sandte ihm Wellington, und Wellington zerstörte ihn. Wellington hatte die grösste Nase in der englischen Geschichte. Er selbst sagte, dass es mehr ein Griff als eine Nase war. Fasse es als einen Witz auf, wenn du willst, aber es enthält eine wichtige Lehre.

Die Lehre des mentalen Äquivalents ist das Wesen der metaphysischen Lehre, nämlich dass du das bekommen wirst, wofür du auch immer das mentale Äquivalent geschaffen hast.

Ich habe einige sehr, sehr bemerkenswerte Fälle gekannt, in denen Leute das mentale Äquivalent schafften, und aus blauem Himmel kamen Dinge, die sie auf gewöhnliche Weise nie hätten erhoffen können. Ich kenne viele Männer und Frauen in London und New York und an anderen Orten, die anscheinend keine menschliche Chance hatten, Erfolg zu haben, aber sie erfassten diese Kenntnis der mentalen Äquivalente, sie wandten diese Kenntnis still und gewissenhaft an und schliesslich kam das, was sie haben wollten, früher oder später ohne irgendwelche Hilfe zu ihnen und es blieb bei ihnen und brachte ihnen Segen.

Das Schaffen Eines Neuen Mentalen Äquivalents

Es ist deine unbedingte Pflicht, zu demonstrieren, und um es erfolgreich zu tun, musst du wissen, warum du es tun sollst. Warum sollst du überhaupt demonstrieren? Manche Leute sagen: „Da Gott alles ist und alles vollkommen ist, warum soll ich danach trachten, sein Gesetz zu demonstrieren?" Weil du Lebensharmonie in deinem eignen Leben beweisen musst. Das ist der Grund. Wenn es nicht notwendig wäre, zu demonstrieren, dann könnte man genau so gut ins Bett gehen und darin bleiben oder, was noch einfacher wäre, zum nächsten Leichenbestatter schlendern. Natürlich sind wir hier auf Erden, um Gott zum Ausdruck zu bringen, und das wahre Zum-Ausdruck-Bringen nennen wir Demonstration, weil es das Lebensgesetz demonstriert. Es ist deine Pflicht, gesund, wohlhabend und frei zu sein. Es ist deine Pflicht, Gott zum äussersten deiner Macht zum Ausdruck zu bringen; und du hast kein Recht, deine Bemühungen aufzugeben, bis du dies erreicht hast. Bis du dich ausgezeichneter Gesundheit erfreust und sichtbar regenerierst, bis du deinen wahren Platz und rechte Betätigung gefunden hast, bis du frei von bewusster Furcht, Besorgnis und Kritik bist, demonstrierst du nicht, und du musst den Grund dafür finden und den Fehler korrigieren, was er auch immer sein mag.

Jesus sagte uns, dass wir immer unser Bewusst-sein demonstrieren, und Unity lehrt heute diesejbe Wahrheit. Du demonstrierst immer das, was du gewohnheitsmässig in deinem Bewusstsein hast. Was für eine Denkweise hast du? Ich werde es dir nicht sagen—und lass andere es dir auch nicht sagen, weil sie es nicht wissen. Leute, die dich gern haben, denken, dass deine Mentalität besser ist, als sie ist, und denen du nicht gefällst, denken, dass sie schlechter ist. Daher befrage niemanden über deine Denkweise, sondern prüfe deine Verhältnisse und sieh, was du demonstrierst. Diese Methode ist wissenschaftlich und unfehlbar.

Wenn ein Automobil-Ingenieur einen neuen Typ für einen Motor ausarbeitet, wenn er z.B. etwas anderes mit den Ventilen machen will, dann sagt er nicht: „Ich möchte wissen, was Schmidt darüber denkt. Schmidt gefällt mir. Wenn Schmidt degegen ist, dann werde ich es schon gar nicht versuchen." Noch sagt er, „Ich werde diese Idee nicht versuchen, weil sie von Frankreich kommt, denn ich habe nichts für diese Leute übrig." Er ist unpersönlich und vollkommen gefühllos in dieser Beziehung. Er sagt, „Ich werde es ausprobieren und nach den erhaltenen Resultaten entscheiden."

Dann probiert er es aus, wägt die Resultate vorsichtig und entscheidet entsprechend. Er lacht nicht oder weint oder wird aufgeregt oder schlägt auf den Tisch, sondern probiert die Idee wissenschaftlich aus und urteilt nur nach den Resultaten.

So solltest du auch deine Denkweise handhaben. So solltest du die metaphysische Lehre ausüben. Du demonstrierst den Zustand deines Bewusst-seins zu irgendeiner gegebenen Zeit. Du erfährst im Äussern das, was du wirklich im Innern denkst. Das ist die Bedeutung der alten Phrase „Wie inwendig so auswendig." Beachte genau, dass in der Bibel das Wort "inwendig" stets Gedanke und das Wort "auswendig" stets Offenbarung oder Erfahrung bedeutet. Daher sagte Jesus, dass das Himmelreich (Gesundheit, Harmonie und Freiheit) inwendig ist. Ein harmonischer Gedanke bedeutet harmonische Erfahrung. Ein Gedanke der Furcht oder des Ärgers bedeutet Leiden oder Enttäuschung.

Damit komme ich zu dem Wichtigsten, was ich sagen wollte, nämlich: Wenn du dein Leben ändern willst, wenn du gesünder, glücklicher, jünger und wohlhabender sein willst und vor allem, wenn du Gott näher kommen willst—und ich weiss, dass du es willst — dann musst du dein Denken ändern und es geändert halten. Das ist das Geheimnis, dein Leben zu kontrollieren, und es gibt keine andere Möglichkeit. Jesus hätte es selbst nicht anders tun können, weil dies ein kosmisches Gesetz ist. Ändere dein Denken und halte es geändert. Uns allen wurde gerade dies gelehrt, seitdem die metaphysische Bewegung begann. In diesen selben Worten habe ich es oft vor ungefähr vierzig Jahren in London gehört; aber die meisten von uns sind langsam darin, die Wichtigkeit davon zu begreifen. Wenn du irgendein Verhältnis in deinem Leben ändern willst, dann musst du dein Denken darüber ändern und es geändert halten. Dann wird das Verhältnis sich entsprechend ändern. Das einzige, was jemand anders für dich tun kann, ist dir helfen, dein Denken zu ändern. Das kann ein Metaphysiker für dich tun, aber du musst es selbst geändert halten. Niemand anders kann für dich denken. „Kein Mensch kann seines Bruders Seele retten oder seines Bruders Schuld bezahlen."

Dein Denken zu ändern und es geändert zu halten, ist der Weg zum Aufbau eines neuen mentalen Äquivalents, es ist das Geheimnis der Vollführung. Du hast schon ein mentales Äquivalent für alles, was heute in deinem Leben existiert, und du musst die Schablonen für diejenigen Dinge, die du nicht willst, zerstören, und dann werden sie verschwinden. Du musst eine neue Schablone oder ein neues mentales Äquivalent für die Dinge aufbauen, die du haben möchtest, und dann werden sie in dein Leben kommen. Dein Denken für eine kurze Zeit zu ändern, ist natürlich das einfachste, was es in der Welt gibt. Jeder tut das, wenn er zu einer metaphysischen Versammlung geht. Die schöne Atmosphäre und die positiven Instruktionen machen die Menschen optimistisch. Der Lehrer erinnert seine Zuhörer an die Wahrheit des Seins und sie denken, „Das glaube ich, und ich werde es auch ausüben." Aber fünf Minuten nachdem sie die Versammlung verlassen haben, vergessen sie es, vielleicht für einige Stunden. Die Schwierigkeit bei den meisten Studenten besteht nicht darin, dass sie nicht ihr Denken ändern, sondern dass sie es nicht geändert halten.

Wenn du Gesundheit haben willst, musst du aufhören, Krankheit und Furcht zu denken, und du musst es dir zur Gewohnheit machen, Gesundheit und Harmonie zu denken. Es kann keine Krankheit ohne Furcht geben. Man kann nicht von irgendetwas Nachteiligem betroffen werden, wenn man wirklich keine diesbezügliche Furcht hat. Jeder hat viele Ängste im Unterbewusstsein, deren er sich nicht bewusst ist, aber sie haben trotzdem ihre Wirkung.

Ein Mann sagte mir: „Ich kam in eine fremde Stadt im östlichen Europa während einer Typhus-Epidemie. Ich wusste nicht, dass dort Typhus herrschte. Ich habe nie daran gedacht. Ich kannte die Sprache nicht und konnte nicht die Zeitungen lesen. Sie waren in Griechisch gedruckt. Trotzdem bekam ich Typhus und hatte es ziemlich schlimm. Wie erklären Sie das?"

Die Erklärung dafür ist, dass er an Typhus glaubte. Er glaubte, dass man ihn von anderen fangen kann und dass er einen für soundso viele Tage sehr krank macht, und deshalb hatte er eine unterbewusste Furcht davor. Unterbewusst wusste er, dass dort Typhus verbreitet war, und das Unterbewusstsein spielte oder dramatisierte, wie es das immer tut, seine wirklichen Annahmen und Befürchtungen und schenkte ihm einen guten, herzhaften Fall von Typhus.

Wenn er wirklich geglaubt hätte, dass er ein Kind Gottes war, dem gar nichts Schmerzen zufügen kann, dann würde er keinen Typhus bekommen haben.

Ändere dein Denken und halte es geändert, nicht für zehn Sekunden oder sogar zehn Tage, sondern anhaltend und dauernd. Dann wirst du ein neues mentales Äquivalent aufbauen, und ein mentales Äquivalent wird immer demonstriert.

Das Geheimnis von Harmonie und Erfolg ist, dein Denken auf Harmonie und Erfolg zu konzentrieren. Daher lehre ich, dass Aufmerksamkeit der Lebensschlüssel ist. Auf was du deine Aufmerksamkeit lenkst oder worauf du dich konzentrierst, bringst du in dein Leben, weil du ein mentales Äquivalent aufbaust.

Viele Leute können sich deshalb nicht erfolgreich konzentrieren, weil sie denken, dass Konzentration Willenskraft bedeutet. Sie versuchen tatsächlich, mit ihren Muskeln und Adern sich zu konzentrieren. Sie machen Fratzen. Sie ballen die Fäuste. Unwissentlich denken sie an einen Ingenieurs-Bohrer oder einen Zimmermanns-Bohrer. Sie nehmen an, dass man um so schneller durchkommt, je härter man drückt. Aber das ist alles ganz verkehrt.

Vergiss den Bohrer und denk an eine fotografische Kamera. Bei einer Kamera denkt man natürlich keinesfalls an Druck. Dort liegt das Geheimnis im Fokus. Wenn man etwas fotografieren will, dann stellt man die Kameralinse still, ruhig und beständig für die notwendige Zeitdauer darauf ein. Angenommen ich will eine Vase Blumen fotografieren. Was tue ich dann? Nun, ich drücke sie nicht wild gegen die Linse der Kamera. Das wäre albern. Ich stelle die Vase vor die Kamera und lasse sie da. Aber angenommen ich reisse die Vase nach einigen Sekunden wieder weg und halte ein Buch vor die Kamera, und dann reisse ich das weg und halte einen Stuhl hoch, und dann stelle ich die Blumen für einige Augenblicke zurück u. s. w. Du weisst, was dann mit meiner Fotografie passiert. Sie wird ein verrücktes Durcheinander. Ist das nicht gerade das, was Leute mit ihrem Bewusstsein tun, wenn sie ihre Gedanken nicht eine gewisse Zeitlang konzentrieren können? Einige Minuten lang denken sie Gesundheit und dann denken sie Krankheit oder Furcht; sie denken Wohlstand und dann denken sie Depression; sie denken an körperliche Vollkommenheit und dann denken sie an Alter und seine Schmerzen und Wehe. Soll man sich da noch wundern, dass der Mensch dazu geneigt ist, das „verwischte Abbild" zu demonstrieren?

Beachte genau, dass ich nicht advoziert habe, einen Gedanken zu nehmen und zu versuchen, ihn durch Willenskraft zu halten. Das ist nicht gut. Du musst einer Kette von passenden Gedanken freies Spiel in deinem Bewusstsein lassen, indem ein Gedanke natürlich zum anderen übergeht, aber sie müssen alle positiv, konstruktiv und harmonisch sein und deinem Wunsch entsprechen, und du musst ruhig und ohne Anstrengung denken. Dann wirst du das mentale Äquivalent von allgemeinem Erfolg bekommen, und dann wird der Erfolg selbst nachfolgen, Erfolg in Gesundheit, in gesellschaftlichen Beziehungen, in deiner Arbeit und in deiner geistigen Entwickelung.

Die Erhaltung Des Neuen Äquivalents

Es ist immer gut, ein praktisches Experiment zu machen. Ich rate dir daher, ein einzelnes Problem in deinem Leben vorzunehmen—etwas, das du gern los werden möchtest oder etwas, das du gern haben möchtest—und dein Denken darüber zu ändern und es geändert zu halten. Sei nicht in der Eile, dein Problem auszusuchen, nimm dir Zeit dazu.

Erzähle niemandem, dass du dies tust. Wenn Schuhe, aber kommt nirgendswo hin. Dies sind Beispiele falscher Aktion.

Angenommen du hast einen schwierigen Brief zu schreiben oder eine Predigt oder Vorlesung vorzubereiten, angenommen du sitzt dann vor einem Blatt Papier und zeichnest Zirkel oder schneidest deinen Bleistift in Stücke oder raufst dir die Haare, dann wären dies falsche Handlungen, und viele Menschen tun gerade das. Solche Handlungen bringen dich nicht voran. Entscheiden, was man sägen will, einen Gedankenstrom beginnen und ihn dann niederschreiben, das ist wahre Handlung. Du wirst bemerken, dass der Unterschied darin besteht, dass du bei einer falschen Handlung von Aussen anfängst. Du hast deine Gedanken nicht vorbereitet und versuchst, mit Schreiben den Anfang zu machen. Bei der wahren Handlung bringst du erst deine Gedanken in Ordnung und dann folgt das Schreiben oder die äussere Tätigkeit. Eine falsche Handlung bedeutet Stockung, eine wahre Handlung ist stets fruchtbar.

Wahre Tätigkeit ist immer von innen heraus. Falsche Tätigkeit versucht, von aussen nach innen zu arbeiten. Die eine ist zentrifugal und die andere zentripetal, wenn man technisch sein will. Wenn du von innen nach aussen arbeitest, dann ist deine Arbeit lebendig und wird produktiv sein. Wenn du von aussen nach innen arbeitest, dann ist deine Arbeit tot und sie wird eine schlechte Wirkung auf dich haben.

Künstler und Schriftsteller reden von „potboilers," Weisst du, was ein „potboiler" ist? Es ist ein Bild, das man malt, oder eine Geschichte, die man schreibt, nicht weil man darin interessiert ist, sondern nur weil man dafür sorgen will, dass Geld hereinkommt. Das ist niemals gut, weil es nicht das Ergebnis von Inspiration ist. Es wird von aussen getan und ist eine falsche Handlung. Es wird allgemein unter Schriftstellern gesagt, dass drei „potboilers" ein Talent töten; und das ist wahr. Die richtige Art und Weise, ein Bild zu malen, ist, irgendwo Schönheit zu sehen, in einer Landschaft oder einem schönen Gesicht oder wo man will. Man wird von der Schönheit durchdrungen; geht dann zur Leinwand und bringt dort seine Eingebung zum Ausdruck. Das ist Kunst, und das ist wahre Handlung. Es begeistert andere Menschen und es hilft dir selbst und entwickelt dich.

Wenn du eine Geschichte oder einen Roman schreibst, weil du das Leben beobachtet hast, weil du gesehen hast, wie sich gewisse Dinge zugetragen haben, und gewisse Leute studiert hast und es alles niederschreibst, weil es in dir lebendig ist, dann ist das wahre Handlung und du wirst ein grossartiges Buch schreiben. Dickens, George Eliot, Balzac und alle grossen Schrifsteller schrieben auf diese Weise. Aber wenn du sagst: „Ich werde täglich fünfzehnhundert Worte schreiben und meinen Verlegern die „übliche Mischung geben; das wird mein Einkommen sicherstellen," dann wird deine Arbeit tot sein. Und diese Einstellung wird jegliches Talent, das in dir sein mag, töten.

Wenn du kaufmännisch betätigt bist und bist in deine Arbeit interessiert und tust sie gern, dann ist deine Arbeit eine positive Handlung und muss dir schliesslich Erfolg bringen. Selbst wenn deine Arbeit nicht angenehm ist, aber du trotzdem sagst: "Dies ist im Augenblick meine Arbeit; ich tue sie so gut, wie ich kann, und dann wird sich etwas besseres finden," dann arbeitest du von innen nach aussen. Deine Arbeit ist eine positive Handlung, und in nicht allzulanger Zeit wird etwas wirklich Passendes zu dir kommen.

Die meisten Menschen wissen, dass diese Dinge wahr sind. Sie wissen, dass sie bez. Bilder, Geschichten und Geschäftsleben wahr sind, aber sie bedenken nicht, dass sie genau so wahr für die Dinge der Seele sind. Solches ist jedoch der Fall. Wenn du vom Äussern betest und meditierst, nur weil du denkst, dass es deine Pflicht ist, oder weil du dich schuldig fühlst, wenn du es nicht tust, dann werden deine Gebete tot sein. Du wirst keine Demonstration bekommen und keinen geistigen Fortschritt machen, und du wirst keine Freude haben. Aber wenn du fühlst, dass du Gott besuchst, wenn du betest und meditierst, und dass diese Momente die glücklichsten der vierundzwanzig Stunden sind, dann arbeitest du von innen nach aussen. Dein geistiges Wachstum wird fmchtbar sein, und du wirst sehr schnell in geistigem Verstehen wachsen. Wenn du auf diese Weise betest, dann strengst du dich nicht an und deine Seele ist voller Friede.

Ein grosser Feind des Gebetes ist das Gefühl der Spannung. Wenn du gespannt bist, dann arbeitest du immer von aussen nach innen. Spannung im Gebet ist wahrscheinlich die grösste Ursache des Fehlschlags im Demonstrieren. Denke daran, das der Verstand stets zu arbeiten aufhört, wenn man angespannt ist. Wenn du denkst, „Ich muss dies demonstrieren" oder „Ich muss das in drei Tagen bekommen," dann bist du angespannt; dann gebrauchst du deine Willenskraft und du wirst mehr Schaden anrichten als Gutes tun.

Denke an folgendes: Die Tür der Seele geht nach innen auf. Wenn du daran denkst, ersparst du dir viele Jahre des Wartens auf eine Demonstration. Schreib in dein Notizbuch, das du in deiner Tasche trägst—nicht in das Notizbuch, das du in deinem Schreibtisch eingeschlossen halst, denn der ist ein Mausoleum—oder schreib es noch besser auf eine Karte und stelle sie auf deine Kommode: „Die Tür der Seele geht nach innen auf." Und bete zu Gott, dass du jedesmal an diese Wahrheit denkst, wenn du dich im Gebet an ihn wendest. Du weisst, was es bedeutet, wenn eine Tür nach innen aufgeht: je mehr du dagegen stösst, desto fester machst du sie zu. Wenn du drückst oder zwingst oder dich dagegen wirfst, dann schliesst du sie vor dir selbst zu. Wenn du entspannst und dich zurückziehst, dann gibst du ihr eine Chance, sich zu öffnen. In allen Theatern und anderen öffentlichen Gebäuden gehen die Türen nach aussen auf. Das Gesetz besteht darauf, weil eine Menschenmenge leicht panisch wird und dann drückt, und wenn die Türen nach innen aufgingen, würden die Menschen sich selbst einsperren und getötet werden. Die Tür der Seele geht nach innen auf! Das ist das Gesetz. Entspanne deine Gedanken, ziehe dich von deinem Problem geistig zurück, dann wird die Handlung Gottes die Tür für dich öffnen und du wirst frei sein.

Ich kenne eine alte Legende aus dem Mittelalter, die sehr lehrreich ist. Ein Bürger wurde anscheinend von einem der Barone verhaftet und in einem Kerker in dessen Schloss eingeschlossen. Er wurde von einem wild aussehenden Kerkermeister, der einen grossen fusslangen Schlüssel trug, dunkle Treppen hinuntergeführt, tiefer, tiefer, tiefer. Eine Zellentür wurde geöffnet, und er wurde in ein dunkles Loch gestossen. Die Tür schlug mit lautem Krach 2u, und da war er nun.

Er lag zwanzig Jahre lang in diesem dunklen Kerker. Jeden Tag kam der Kerkermeister, die grosse Tür wurde mit lautem Knarren und Ächzen geöffnet, eine Kanne Wasser und ein Brot wurden hineingeschoben und die Tür wieder geschlossen.

Nach zwanzig Jahren beschloss der Gefangene, dass er das nicht länger mitmachen könnte. Er wollte sterben, aber er wollte keinen Selbstmord begehen, so beschloss er, am nächsten Tag den Kerkermeister anzugreifen. Der Kerkermeister würde ihn dann in der Selbstverteidigung töten und sein Elend würde damit zu Ende sein. Er dachte, er werde die Tür mal vorsichtig prüfen, damit er für den nächsten Tag vorbereitet sei, und damit erfasste er den Griff und drehte ihn. Zu seinem Erstaunen ging die Tür auf, und bei der Nachprüfung entdeckte er, dass kein Schloss daran war und niemals gewesen war und dass er während der ganzen zwanzig Jahre nicht anders eingeschlossen war, als nur in seiner Annahme.

Während dieser Periode hätte er zu irgendeiner Zeit die Tür öffnen können, wenn er es nur ge-wusst hätte. Er dachte, sie wäre verschlossen gewesen, aber sie war nicht. Er tastete im Flur herum und fühlte seinen Weg nach oben. Oben an der Treppe unterhielten sich zwei Soldaten, aber sie machten keinen Versuch, ihn aufzuhalten. Er durchquerte den grossen Hof, ohne irgendwelche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Auf der Zugbrücke am grossen Tor waren bewaffnete Wachposten, aber sie achteten nicht auf ihn, und er ging als freier Mann hinaus.

Er ging ungestört nach Hause und lebte seitdem glücklich und zufrieden. Er hätte dies zu irgendeiner Zeit während der zwanzig Jahre seit seiner Gefangennahme tun können, wenn er es ge-wusst hätte, aber er tat es nicht. Er war ein Gefangener, aber nicht in Stein und Eisen, sondern in seiner falschen Annahme. Er war nicht eingeschlossen, er dachte es nur. Dies ist natürlich nur eine Legende, aber es ist eine äusserst lehrreiche.

Wir alle leben in irgendeiner Art Gefängnis, manche von uns in dieser Art, andere in jener, manche im Gefängnis des Mangels, andere im Gefängnis des Vorwurfs und Verdrusses, manche im Gefängnis blinder, unintelligenter Furcht, andere wieder im Gefängnis der Krankheit. Aber das Gefängnis ist immer in unserem Denken und nicht in der Natur der Dinge.

Unsere scheinbaren Schwierigkeiten sind nicht wahr. Unser Mangel ist nicht wirklich. Zeit oder Verhältnisse haben keine Macht, uns alt, müde oder krank zu machen. Die Christus-Lehre—und die Unity-Bewegung im besonderen—kommt zu uns und sagt: „Du bist nicht in einem Gefängnis von besonderen Umständen eingeschlossen. Du bist nicht in irgendeinem Kerker angekettet. Im Namen Gottes dreh den Griff, geh hinaus und sei frei."

Baue ein mentales Äquivalent der Freiheit, von vibrierender physischer Gesundheit, von wahrem Wohlstand, von wachsendem Verstehen und zunehmender Errungenschaft für Gott. Erbaue es, indem du daran denkst, Glauben darin hast und deine Rolle spielst, dann wird das alte Äquivalent von Limitation allmählich verblassen, denn die Tür ist nicht verschlossen, und die Stimme Gottes in deinem Herzen sagt: „Sei frei!"